
Je mehr ich mich mit dem Thema Aktien auseinandersetze, desto verwirrender wird die Börse mit all ihren Kennzahlen, Fakten und Zukunftsprognosen. Es kam soweit, dass ich meine Auswahlkriterien für das erfolgreiche Anlegen drastisch vereinfachen musste – ohne Einbussen.
Kaufe ausschliesslich Unternehmen, von denen du ausgehst, dass sie dich überleben
Erfolgreiches Investieren bedeutet für mich, langfristig von meinen Anlagen zu profitieren. Wenn ich beispielsweise eine Immobilie kaufe um sie zu vermieten, schaue ich doch auch, dass sie mich mein Leben lang bereichert. Selbst wenn ich sie für den Eigengebrauch kaufe. Also eine Immobilie, von denen selbst meine Nachfahren noch lange profitieren können. Und nicht eine, die vielleicht in zwei, drei Jahren auseinanderfällt. Und auch nicht wenn sie vielleicht auch erst in zehn Jahren in sich zerfällt.

Weshalb soll das bei Aktien anders sein? Was nützt mich ein Unternehmensanteil, der die nächsten paar Jahre noch sehr viel Geld abwerfen wird, aber auf lange Sicht vermutlich scheitern wird? Wie soll ich wissen, wann genau der Zeitpunkt gekommen ist, diese Aktien zu verkaufen? Ich zumindest habe keine zuverlässigen Antworten auf diese Fragen.
Genau deshalb kaufe ich nur Aktien, wenn ich felsenfest davon überzeugt bin, dass mich das jeweilige Unternehmen überleben wird. Ein genauerer Blick in die Finanzen des Unternehmens kann mir aufzeigen, wie solide dieses Fundament aktuell ist. Und wie gut das Unternehmen für das nächste Unwetter gewappnet ist. Ähnlich wie bei einem Immobilienkauf ein genauerer Blick hinter die Kulisse hilfreich sein kann.
Unzählige Aktien fallen bei diesem Auswahlkriterium durch. Aber das ist gut so. Es begrenzt meine Auswahl auf Unternehmen, die ich kenne. Unternehmen, von denen ich überzeugt bin. Unternehmen, die ich gerne besitzen würde. Solche, bei denen ich auf dem laufenden bleiben will und werde.
Schaue ich nur auf dieses Auswahlkriterium, werde ich zwangsläufig gute Unternehmen kaufen. Doch welchen Preis bezahle ich dafür? Ziel ist es natürlich möglichst viel Profit pro eingesetzten Franken zu erhalten. Und das bringt mich zum zweiten Auswahlkriterium:
Kaufe ausschliesslich Aktien zu einem vernünftigen Preis
Ja, was ist denn ein vernünftiger Preis? Natürlich kann man sich darüber streiten. Ich setze mir da eine Grenze. Ein vernünftiger Preis heisst für mich, die Unternehmensgewinne der nächsten zehn bis fünfzehn Jahre sollen mindestens den Kaufpreis decken.

Ein simples KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) kann dabei schon eine grosse Hilfe sein. Ein KGV von 10 bedeutet, dass der aktuelle Kaufpreis das 10-fache des aktuellen Jahresgewinnes darstellt. Würde dieser Gewinn nun die nächsten zehn Jahre genau der selbe sein, dann hätte ich mit den Unternehmensgewinnen punktgenau den Kaufpreis gedeckt. Für mich also ein vernünftiger Preis.
Wenn dieses Unternehmen in den nächsten zehn Jahren jedoch kontinuierlich seine Gewinne etwas steigern kann (was der Regelfall guter Unternehmen ist), dann ist der Kauf schon fast ein Schnäppchen.
Würde dieses Unternehmen jedoch zukünftig halb so grosse Gewinne pro Aktie einfahren, wäre es meinem Ansatz nach ein relativ teurer Kauf. Denn es würde nun wesentlich länger dauern, bis ich den Kaufpreis gedeckt hätte.
Natürlich gibt es auch Unternehmen, die schnell wachsen. Die ihren Umsatz schnell wachsen lassen. Und natürlich die Gewinne ebenso schnell wachsen lassen. Solche Unternehmen können auch bei weitaus höheren KGV’s den Kaufpreis innerhalb von zehn Jahren mit ihren Gewinnen decken. Je nach dem, wie schnell sie wachsen. Jedoch will ich da nun nicht zu weit ins Detail gehen.
Aber was ist, wenn…?

Aber was ist, wenn die Unternehmen trotzdem Pleite gehen?
Mein Vater würde mir nun bestimmt vorhalten, dass auch ein Unternehmen, das ich für unkaputtbar hielt, Konkurs gehen kann. Siehe Swissair und so. Und ja, auch solche Unternehmen können Pleite gehen, keine Frage. Aber ich denke mal schwer, dass es mit einem Blick in die Finanzen der Swissair nicht ganz überraschend kam.
Genau deshalb prüfe ich von Zeit zu Zeit wieder, ob ich noch immer davon ausgehe, dass mich das Unternehmen überleben wird. Sollte ich nicht mehr davon überzeugt sein, verkaufe ich meine Anteile. So kann ich einen grösseren Verlust vermeiden.
Aber was ist, wenn der Kurs fällt?
Aber die Börse geht doch immer rauf und runter! Was soll ich denn tun, wenn die Kurse eines Unternehmens fallen und immer weiter fallen? Nun, auch da prüfe ich wieder, ob ich noch immer überzeugt bin, ob mich das Unternehmen überleben wird.
Und wenn ich noch immer felsenfest davon überzeugt bin, behalte ich die Anteile. Und dann schaue ich, wie preiswert diese Aktie denn nun ist. Falls sie derzeit ein Schnäppchen ist – nachkaufen. Vielfach fallen Kurse ohne weltbewegende Gründe. Aber sie können genauso ohne weltbewegende Gründe ins Unermessliche steigen.
Fazit
Mit diesen zwei Auswahlkriterien für Aktien werde ich bestimmt nicht über Nacht reich. Aber es lässt mich dumme Fehler vermeiden. Und es lässt mich auf lange Sicht gute Renditen erzielen. Vermutlich nicht die besten, aber bestimmt gute. Und bestimmt nicht die schlechtesten.
Ich drucke mir die beiden Kriterien nun aus, hänge sie mir an die Wand und kaufe auch weiterhin ausschliesslich nach diesen beiden.